Schuld waren die Pferde, zuerst nur ein Pferd, das der Dortmunder Rennverein seinem Journalisten-Stammtisch zur Verfügung stellte. Wer zu den fast berüchtigten Abenden mit dem trinkfesten und damaligen BVB-Trainer Udo Lattek kam, war plötzlich Rennstall-Mitglied. Die Stute Arlechine, mit Kriegsfolgen-Auflagen und entsprechenden Zuchtbeschränkungen belegt, war nicht das Gelbe vom Ei. Die Journalisten hatten als Rennsport-Neulinge natürlich keine Ahnung vom Paragraphen 4, der dieses von den Siegermächten auferlegte Handicap regelt. Und weil statt der erträumten Erfolge nur regelmäßig Unterhaltskosten auftraten, sprang von den Kollegen einer nach dem anderen ab. Kurzum: Der Geschäftsführer des Rennvereins schenkte seinen Clubanteil dem Ehepaar Markhoff zur Hochzeit – ohne Scham, weil er auch längst einen anderen Job weitab gefunden hatte.
Damit hatten wir eine neue Leidenschaft: Rennpferde. Die ohnehin nur angepachtete Arlechine gaben wir zurück. Und wir entdeckten unter unseren entfernten Verwandten einen Unternehmer mit eigenem Vollblutgestüt in Welver, unserem späteren Wohnsitz. Er hat uns viel, sehr viel beigebracht. Mehr zu den Pferden

Von alten schiefen Bauern-Katen
Inzwischen sind die windschiefen Fachwerkhäuser auf dem Land so selten wie Diamanten. Dass jetzt Freunde noch eins dieser Kleinode gefunden und für einen Spottpreis blitzschnell gekauft haben, grenzt schon an ein Wunder.
Weil wir vor Jahrzehnten durch unsere Pferde-Leidenschaft ein Stückchen Land suchten und dann für teuer Geld eine dieser damals noch häufigeren Katen erstanden und abenteuerlich renoviert haben, möchte ich – praktisch als Lebenshilfe – jetzt mal über die Wandlung alter Fachwerke berichten.

Aber Vorsicht: Wir haben uns zu schnell entschieden. Es hätte sich sicherlich etwas besseres gefunden. Doch wir wollten ja nur eine Wohnstelle neben einem schönen Stall. Das Gegenteil entstand: Ein letztlich doch provisorischer Stall in der Scheune und ein auf dem vorhandenen Grundriss – das war Vorschrift für den Außenbereich des Ortes – neu aufgeteiltes und auf einer Betonwanne renoviertes Fachwerk, in dem sich zeitgemäß leben läßt.
Und checken Sie vor dem Kauf alle Auflagen und Möglichkeiten – inzwischen auch bei einer Lage „hinter den Milchkannen“ – den Anschluss zum Internet. Uns wurde selbst die Farbe am Haus vorgeschrieben. Dazu eine bereits schon mehrmals abgeänderte Entwässerung. Der Anschluss ans öffentliche Kanalnetzt droht trotzdem irgendwann mit extremen Kosten. (Klick auf ein Bild öffnet eine größere Ansicht mit Navigation)
Die „Entkernung“ begann mit den Dachpfannen. Sie landeten alle im Container. Fachwerk um Fachwerk wurde heraus gehauen – oft noch aus Reisern und Stroh. Es staubte entsetzlich. Container über Container: Das Haus wurde immer nackter. Als ein Sturm drohte, wurden in aller Eile noch die Giebelbretter herunter geholt. Sie hätten wie Segel gewirkt und alles zum Einsturz gebracht. Das Fachwerk wurde immer instabiler. Schließlich hielten nur noch Stützen das Haus aufrecht. Dann mussten die Fachwerke neu angelegt und sorgsam mit zugeschnittenen Yton-Steinen ummantelt werden. Die Verzapfungen ersetzten stählerne Nagelwinkel. Ganz angehoben, erhielt die Kate statt der verwitterten Sandsteine eine große Betonwanne für Fußbodenheizung und rustikale Steinplatten. Dazu erhielt das Haus auch eine bessere Wohnhöhe. In den alten Kämmerchen konnten normale Menschen nicht aufrecht stehen. Oft mussten morsche Hölzer ersetzt werden. Unter jeden senkrechten Balken kam dann ein Wagenheber, um den Kotten langsam wieder ins Lot zu bringen.


Wow, beeindruckend, was ihr da geschafft habt! LG aus Do, Annette
Danke nach Dortmund! Die Stadt wird in den Erinnerungen noch oft eine Rolle spielen…
Wirst du ab und an in deinen Beiträgen darüber schreiben?
Ja, Annette. Wir sind jahrelang alltäglich nach Dortmund zur Arbeit in die Zeitungsredaktionen gefahren. Und unsere Liebe zu Rennpferden entstand bei einem Journalisten-Stammtisch mit dem damaligen BVB-Trainer Udo Lattek… Es gibt soviel zu schreiben.
klasse 🙂 Das klingt bei euch nach einer gesunden Kombination aus Stadt- und Landleben…ich bin gespannt