Hoffentlicht reicht der Regen

Jetzt ist mir der Kragen geplatzt. Unsere Wiese am Haus wurde zum letzten Mal geheut – ohnehin mit einem Monat Verspätung gegenüber allen bisherigen Zeiten. Und nun stehe ich da mit den schon reichlich verkrauteten Resten an den breiten Rändern und in den weiten Ecken, mit meterhohen Disteln und Brennnesseln, mit Ampfer und dem teuflischen Klettenlabkraut (Galium aparine). Früher wurde mit der Sense sofort nachgearbeitet, damit man möglichst viel Heu erntete. Heute kommen jedes Jahr größere Maschinen. Eine acht Meter breite Messerreihe fährt bei mir am Haus eine Runde und räumt beim Wegfahren noch die Mitte ab. Das war´s dann – rangieren verlangt nur kostspielige Zeit.

Geschnittene Wiese

Wenn der Lohnunternehmer schneidet, bleiben viele Ränder und Ecken stehen -zuviel.

Die Folge: Ich hab jetzt eine Woche in der Hitze malocht, um die Wiese sauber zu machen für meinen Rasenroboter. Drei Kanäle für die Kontaktdrähte mussten durch die Einfahrt gefräst werden. Und jetzt müssen wir warten, dass der Regen die Erde wieder etwas weicher macht, Derzeit bekommt die Verlegemaschine die Begrenzungsdrähte nicht in den Boden… Das mache ich nicht mehr mit: Nach Heuschnitt mit großen Maschinen bleiben auf Dauer zuviel: Tagelang mit derr Motorsense nachschneiden.  Mit mir nicht mehr, sagt der 81jährige.

Aus alten Zeiten fein geschrieben

Da hat Rudi Bernhardt für sein Projekt Unna meine Tauben-Geschichte übernommen und eine wunderschöne Einleitung über die alten Zeiten mit mir geschrieben. Danke Rudi!
„Das 20. Jahrhundert war wohl so rund 69 Jahre alt. Genau so volljährig wie Jürgen Malte Markhoff, als er eine Leidenschaft für Tauben und deren untrüglichen Kompass während eines Heimfluges für sich ausmachte. Damals lernte ich den künstlernden Journalisten (!), den schreibenden Künstler (?), okay, einigen wir uns auf den kunstvoll treffliche Artikel verfassenden Schwerter Chronisten, kennen.
Ich enterte damals die Redaktionsräume der ach so ruhigen Nachrichten (Ruhr-Nachrichten mit dem Zusatz: Schwerter Zeitung) in der hübschen, aber von Einbahnstraßen zerfurchten Stadt an der Ruhr, die seinerzeit noch dem Kreis Iserlohn angehörte (heute MK). Da saßen Chef Malte und der leider allzu früh verstorbene Klaus Mendel (besonders gut konnte er Lokalsport, aber noch viel mehr) und irgendwann am Tage, aber täglich auch Rosel Linner, begnadete “Newshen” (Nachrichtenhenne = Nachrichtenbeschafferin) und machten das für mich bis dato Beeindruckendste an lokaler Zeitung.
Malte Markhoff sollte fortan mein absolutes Vorbild werden. Ich begann mich sogar dabei zu erwischen, dass ich seine Gestik nachahmte oder versuchte (blieb bestimmt bei dem Versuch) zu kopieren, wie er in seiner bedächtigen und ultra-genauen Weise 1:1-Formulare für RN-Satzspiegel bemalte. Die pädagogisch aufmunternden Korrekturen an meinem Schreibstil, die erläuternden Tipps, wie man korrekt eine Zeitungsseite aufteilt, dass sie dem Leser, der Leserin später ebenso überschaubar wie liebkosend fürs Betrachterauge in den Briefkasten gestopft wurde, sie gaben mir im ersten Volontärsjahr wegbereitende Prägungen mit auf den inzwischen hinter mir liegenden Berufsweg.
Seine Leidenschaft galt noch nicht völlig rückhaltlos den Pferden, aber Pferdestärken, die saßen unter der Haube eines MG Midget II (wenn meine Erinnerung mich trügt, korrigiere mich, Malte), und er konnte mich selig machen, wenn ich mal mitfahren durfte (geiles Teil). Auch die “Renner der Lüfte” waren noch nicht sein finales Ding. Aber von beiden erzählte er. Und bei den Einzelheiten in Sachen Taubensport lernte ich manches, womit ich manchen später verblüffte. Die Sachen mit den Pferden hatte ich alsbald vergessen, “Fury” war schon früher nicht meine liebste Serie.
Und kürzlich sah ich im fratzebuch, dass Malte sich über Tauben-Nachwuchs in seiner Zucht gewaltig freute. Ich fragte neugierig nach, und um mich schlauer zu machen, verwies er auf seinen Blog, wo er übers Landleben zwischen Pferden und Tauben berichtet. Ich las mit Spannung…“
Hier geht´s zum Projekt Unna http://dasprojektunna.de/2014/05/05/vom-rennpferd-zu-pfeilschnellen-tauben-juergen-malte-markhoff-zuechtet-sich-in-die-erfolgsspur/

Kunst-Diskussion

  • Der „modernen Kunst“ wird nachgesagt, dass ihr Wert allein durch die merkantilen Machenschaften einer Spekulanten-Clique bestimmt wird. Am philosophischen Ende arbeitet seit langem der norwegische Künstler Odd Nerdrum mit seiner ständig weltweit steigenden Anhängerschaft des Figurativen. Nerdrum gibt den Deutschen mit ihren Philosophen Kant und Hegel als Vordenker die Schuld an den inzwischen immer unbegreiflicheren Auswüchsen der Kunst. Nach dem im Deutschen geschaffene Wort „Kitsch“ müssten eigentlich alle historischen Bilder von Da Vinci, Rembrandt, Rubens, Tizian usw. aus den Museen verschwinden. Aber außerhalb der deutschen Kunstscene hat „Kitsch“ längst eine positive Bedeutung bekommen: Das Arbeiten mit dem Streben nach dem Können der Alten Meister. Weiter lesen…
  • Ziel dieser Domain ist es, im Laufe der Zeit – soweit überhaupt möglich – ein Werksverzeichnis zu erstellen. Wegen der vielen Sachen, die vor langer Zet in weit gestreuten Privatbesitz wechselten, sind Lücken leider nicht vermeidbar. Immerhin soll das Vorhaben den Leuten, die sich mit dem Nachlass beschäftigen wollen oder sollen, die Arbeit etwas erleichtern. (Eine aktuelle Empfehlung der Kunst-Szene)

Ist das Kunst oder kann das weg?

Eine allgegenwärtige Frage, die spätestens seit dem Säuberungsakt der Putzfrauen bei einer von Beuys verschmierten Wanne permanent die Kunstszene beherrscht.

Doch wer bestimmt überhaupt, was Kunst ist? Die niederschmetternde Antwort: Nicht Ethik oder Ästhetik, auch keine Museen oder Experten, sondern allein der Kunstmarkt – und der in einer Art und Weise, die selbst noch weit unterhalb der finsteren und verwerflichen Machenschaften der Wallstreet-Geldhaie liegen. Billige Zinsen fördern noch diesen Insider-Trick. Man sucht ein noch nicht ausgereiztes Objekt, leiht sich Millionen-Beträge und sorgt dann umtriebig für mehr Aufmerksamkeit auf die noch nicht bezahlte Neuerwerbung.

Erst wenn der Kreditgeber allzu sehr auf Rückzahlung drängt, erscheint das Werk wieder mal auf einer Auktion und erzielt, dank der inzwischen gesteuerten Informationen über Bedeutung, Aktualität und eventueller weiterer Preissteigerungen einen höheren Preis – oft mit einem Millionen-Gewinn, manchmal auch mit dem Ruin eines zu wagemutigen Spekulanten. Aber noch schlimmer: Was in anderen Lebensbereichen durchweg als Betrug gilt, ist bei der Kunst gang und gäbe. Weil die Bieter immer anonym bleiben, können Galerien – und da sind sie fleißig – auf ihre eigenen Bilder bieten.

Objekte dieser ruchbaren Machenschaften sind die Produkte von „Klecksern und Spachtlern“, wie sie mit Häme von Ernst Fuchs, dem Meister der Wiener Schule, genannt wurden. Und dazu kommen noch die Serien-Erfinder wie Andy Warhol — Wertschöpfung mit Signierung am laufenden Band. Kunst dieser Art wird simpel mit den Boys-Parolen begründet: Alles ist Kunst, jeder ist ein Künstler. Doch ist das richtig verstanden worden? Beuys meinte es als Absage an den Werk-Begriff. Kunst ist nicht die Produktion von irgendetwas, sondern das Geltendmachen, dass irgendetwas Kunst ist. Praktisch wird alles zur Kunst, wenn man es in ein Museum stellt. 

Das ist keine Boys-Erfindung, nur eine zeitgemäße Bestandsaufnahme. Schon 1915 stellte der Russe Kasimir Malewitsch sein erstes „Schwarzes Quadrat“  aus, das er dann immer wieder „schuf“ –   mal verschoben oder in verschiedenen Größen, auch mal rot. 1917 folgte ein handelsübliches Urinal von Marcel Duchamp. Nach dem Untergang einer Galerie soll es auf dem Müll gelandet sein, steht aber jetzt als „Fontain“ mit von Duchamp autorisierten Sanitär-Fabrikaten in zahlreichen Museen weltweit. Fontain und Schwarzes Quadrat  gelten als bedeutende Meilensteine der Modernen Kunst.

Doch diese Steine bröseln immer mehr. Zum Hundertjährigen von Duchamps Readymade schrieb „Die Zeit“ (32/2017) von einer Inflation banaler Nachahmungen. „Einfallslos und dennoch überall präsent, weil viele Galeristen und Künstler wissen, dass sie damit immer wieder Geld verdienen können.“ Der Kunstmarkt ähnele dem Märchen von Rumpelstilzchen: Scheinbar über Nacht werde aus Stroh Gold gesponnen. Das sei ein ausgewachsener Burn-out der Kunstwelt. Eine intellektuelle Arbeitsunfähigkeit und gestalterische Müdigkeit, die sich durch den Rumpelstilzchen-Trick aber noch zu Geld machen lasse:  Kopie statt Originalität. (wird fortgesetzt)